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Chinesische Mauer

Die Chinesische Mauer, umgangssprachlich im Chinesischen meist einfach als „Große Mauer“ genannt, ist ein System historischer Grenzbefestigung, bestehend aus zeitlich und geografisch verschiedenen Schutzmauern, welche die nomadischen Reitervölker aus dem Norden vom chinesischen Kaiserreich fernhalten und die Bevölkerung vor Raubüberfällen und Angriffen schützen sollte. Mit ihrem Bau wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. begonnen. Sie erstreckt sich nach neuesten Erhebungen über 21.196,18 Kilometer und umfasst 43.721 Einzelobjekte und Standorte.[1][2][3]

Die Bezeichnung

Der chinesische Name „10.000 Li lange Mauer“ beinhaltet die chinesische Längenangabe li. Ein historisches Li entspricht etwa 500 m, 10.000 Li sind daher ca. 5.000 km. Der Ausdruck ist jedoch nicht wörtlich zu verstehen. Die Zahl 10.000, also wàn, steht im Chinesischen auch für Unendlichkeit bzw. eine unzählbare Menge (vgl. Myriade). Daher ist der Ausdruck etwa als „unvorstellbar lange Mauer“ zu verstehen.

Ausdehnung und Zustand

Nach einer Vermessung durch chinesische Behörden im April 2009 wurde die Länge der Chinesischen Mauer mit 8.851,8 km angegeben, etwa 2.000 km mehr als zuvor angenommen wurde. In dieser Zahl sind aber auch 2.233 km Naturbarrieren wie Flüsse und Berge enthalten.[4] Nach neuesten archäologischen Erhebungen gab das chinesische Amt für Kulturerbe im Juni 2012 die Gesamtlänge mit 21.196,18 km an. In der Erhebung von 2008 wurden nur die Teile der Großen Mauer erfasst, die während der Ming-Dynastie (1368–1644) gebaut wurden.[1] Allein von diesen Abschnitten sind nur 8,2 % intakt, während sich 74,1 % in einem schlechten Zustand befinden. Zum Teil sind nur die Fundamente vorhanden.

Hinsichtlich Volumen und Masse gilt die chinesische Mauer als das größte Bauwerk der Welt. Dabei besteht die Mauer aus einem System mehrerer teilweise auch nicht miteinander verbundener Abschnitte unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweise, deren Hauptmauer 2.400 km lang ist. Insgesamt erstreckt sich die Mauer über 15 Provinzen, autonome Gebiete und Städte: Peking, Tianjin, Hebei, Shanxi, Innere Mongolei, Liaoning, Jilin, Heilongjiang, Shandong, Henan, Shaanxi, Gansu, Qinghai, Ningxia, Xinjiang.[1][2]

Der Abschnitt zwischen Shanhaiguan, Yumenguan und Yangguan ist mit einer angegebenen Länge von 3.460 km als „längste Mauer der Welt“ im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet[5].

Die Mauer wird heute durch staatliche Finanzierung ständig restauriert. Bei Peking steht ein 600 km langer Abschnitt, der größtenteils in einem guten Zustand ist. Vier Abschnitte können von Touristen besichtigt werden. Der bekannteste restaurierte Mauerabschnitt erstreckt sich bei Badaling, 70 km nordwestlich von Peking. Weitere touristisch erschlossene Abschnitte befinden sich bei Mutianyu, Simatai und Juyongguan.[2] Während die Abschnitte bei Mutianyu und Badaling aufgrund des großen touristischen Interesses erweitert werden sollen, sind zugleich neue, der Öffentlichkeit zugängliche Abschnitte bei Huanghuacheng und Hefangkou geplant.

chinesische mauerGeschichte

Es wird angenommen, dass der Bau der Großen Mauer bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. begann. Die ältesten bisher gefundenen Abschnitte sind die Große Mauer des Qi-Herzogtums in der heutigen Provinz Shandong und die Große Mauer des Königreiches Chu in der heutigen Provinz Henan. Sie reichen damit zurück in die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (770–476 v. Chr.).[6]

Weitere frühe mauerartige Grenzbefestigungen entstanden wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. in der Zeit der Streitenden Reiche als Schutz gegen die sich untereinander befehdenden Chinesen. Diese einzelnen Mauerabschnitte bestanden aus festgeklopftem Lehm, der zur besseren Haltbarkeit mit Stroh- und Reisigschichten vermischt wurde.

214 v. Chr. ließ der erste chinesische Kaiser, Qin Shihuangdi, Schutzwälle errichten, die das chinesische Kaiserreich nach der Expansion über den Gelben Fluss gegen die Völker aus dem Norden, vor allem die Xiongnu, schützen sollten. Im Unterschied zu schon vorhandenen alten Mauerresten wurde die Mauer nicht in den Tälern, sondern unterhalb der Kammlinie der Gebirge an den Nordabhängen errichtet. Sie bestand wegen des Fehlens von Lehm größtenteils aus aufeinander geschichteten Natursteinplatten.

Seitdem wurde die Mauer immer wieder aus- und umgebaut. So wurden beispielsweise in der Jin-Dynastie (1125–1234) gelegentlich Strafexpeditionen in die Mongolei unternommen und ab 1192 auch die Große Mauer verstärkt. Die heute noch bestehende Ausprägung der Mauer entstand in der Zeit der Ming-Dynastie, der letzten großen Ausbauphase. 1493 begann unter Kaiser Hongzhi der Bau der Ming-Mauer, die dem Schutz gegen die Mongolen und der besseren Überwachung des Handels dienen sollte, und zu deren Verteidigung in den Neun Garnisonen der Ming etwa 300.000 Soldaten stationiert waren.[7] Ihr Verlauf folgte den Bergkämmen, eine besonders aufwändige und teure Bauweise. Sie wurde weitgehend aus gebrannten Steinen und zum Teil auch aus Natursteinen errichtet. Der verwendete Mörtel bestand aus gebranntem Kalk und etwa drei Prozent Klebreis, wobei das in diesem frühen Verbundmaterial enthaltene Amylopektin für die besonders hohe Beständigkeit sorgt.[8][9] Das Innere des Mauerwerks füllte man mit Lehm, Sand und Schotter (Zyklopenmauer). Die genaue Zahl der beim Bau der Chinesischen Mauer verstorbenen Menschen ist nicht bekannt. Einige Forscher schätzen, dass es hunderttausende [10], wenn nicht sogar bis zu einer Million Todesopfer allein schon beim Bau der Qin-Mauer gab.[11][12]

Die Maße der Mauer sind recht unterschiedlich; im Gebiet von Peking sind 4 bis 8 m Breite auf der Krone und 10 m an der Basis sowie eine Höhe von 6 bis 9 m üblich. Im Abstand von einigen hundert Metern wurden ungefähr 12 m hohe Türme errichtet, die als Waffenlager und Signaltürme dienten. Daneben boten sie bei Angriffen Schutz für die Verteidiger. Es wird geschätzt, dass bis zu 25.000 solcher Türme in der Mauer integriert waren und dass 15.000 weitere Signaltürme die Kommunikation mit der Hauptstadt sichern sollten. Reste von Signaltürmen wurden noch bei Kaschgar gefunden, der alten Handelsstadt in Chinas äußerstem Westen.

Die Wachtürme wurden nach einem einfachen Prinzip benachrichtigt, wenn Gegner in Sicht waren. Durch ein Feuer auf dem Turm, an dem ein Gegner gesichtet wurde, konnten benachbarte Wachtürme informiert werden. Dies wurde durch Sichtabstand der Türme ermöglicht, welche dann die Warnung durch Feuerzeichen weitergeben konnten.
Chinesische Mauer, Detail aus der Karte von Abraham Ortelius (1584)

Auf der berühmten Chinakarte des flämischen Kartografen Abraham Ortelius, die 1584 im Atlas Theatrum Orbis Terrarum erschienen ist, ist auch die Chinesische Mauer abgebildet. Diese nach Westen ausgerichtete Karte ist die erste in Europa gedruckte Karte von China. Die Länge der Chinesischen Mauer wurde von diesem Kartografen mit 400 holländischen Meilen, das sind 2336 km, angegeben, und damit deutlich unterschätzt. Der lateinische Text neben der Mauer lautet: Murus quadringentarum leucarum inter montium crepidines a Rege Chinæ contra Tartarorum ab hac parte eruptiones extructus. Auf Deutsch: Eine vierhundert Meilen lange Mauer wurde zwischen den Bergkämmen vom König von China gegen die Invasionen der Ta(r)taren in diesem Gebiet erstellt.

Das System der Mauern war insgesamt ursprünglich ausgedehnter als lange angenommen. Schon Sven Hedin und Folke Bergman entdeckten während ihrer Chinesisch-Schwedischen Expedition 1927–1935 Reste der Großen Mauer in der Wüste Lop Nor, die Folke Bergman 1937 beschrieb. Chinesischen Wissenschaftlern wurde sein Buch 2000 in einer chinesischen Übersetzung zugänglich gemacht; daraufhin suchten sie Anfang 2001 die dort beschriebenen Signaltürme der Chinesischen Mauer in der Wüste Lop Nor auf, die sich fast 500 km westlich der Festung Jiayuguan befinden, die bei den chinesischen Wissenschaftlern bis dahin als westlicher Endpunkt der Mauer galt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Teil der Mauer gebaut wurde, um die mittlere Route der Seidenstraße zu schützen, auf der reich beladene Handelskarawanen nach Westen zogen, aber sie vermuten, dass das Ende der Mauer nicht hier gelegen hat.

Quelle: Wikipedia