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Liberty 1

New York - Freiheitsstatue

Die Freiheitsstatue (englisch Statue of Liberty, offiziell Liberty Enlightening the World, auch Lady Liberty; französisch La Liberté éclairant le monde) ist eine von Frédéric-Auguste Bartholdi geschaffene neoklassizistische Kolossalstatue bei New York. Sie steht auf Liberty Island im New Yorker Hafen, wurde am 28. Oktober 1886 eingeweiht und ist ein Geschenk des französischen Volkes an die Vereinigten Staaten. Die Statue ist seit 1924 Teil des Statue of Liberty National Monument und seit 1984 als Weltkulturerbe der UNESCO klassifiziert.

Die Statue stellt die in Roben gehüllte Figur der Libertas, der römischen Göttin der Freiheit, dar. Die auf einem massiven Sockel stehende Figur aus einer Kupferhülle auf einem Stahlgerüst reckt mit der rechten Hand eine vergoldete Fackel hoch und hält in der linken Hand eine Tabula ansata mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Zu ihren Füßen liegt eine zerbrochene Kette. Die Statue gilt als Symbol der Freiheit und ist eines der bekanntesten Symbole der Vereinigten Staaten. Mit einer Figurhöhe von 46,05 Metern und einer Gesamthöhe von 92,99 Metern gehört sie zu den höchsten Statuen der Welt, bis 1959 war sie die höchste.

Bartholdi wurde von dem französischen Juristen und Politiker Édouard René de Laboulaye inspiriert, der 1865 erklärt hatte, dass jedes Monument, das zu Ehren der amerikanischen Unabhängigkeit errichtet würde, ein gemeinsames Projekt der Völker Frankreichs und der Vereinigten Staaten sein müsse. Wegen der angespannten politischen Lage in Frankreich begannen die Arbeiten an der Statue erst in den frühen 1870er Jahren. Laboulaye schlug 1875 vor, die Franzosen sollten die Statue und die Amerikaner den Sockel finanzieren sowie den Bauplatz bereitstellen. Bartholdi vollendete den Kopf und den Fackelarm noch bevor das endgültige Aussehen der Statue feststand. Diese Teile wurden bei Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert. Die Finanzierung erwies sich insbesondere auf amerikanischer Seite (für den Sockel) zunächst als schwierig und 1885 waren die Arbeiten am Sockel wegen Geldmangels von der Einstellung bedroht. Joseph Pulitzer veranstaltete in seiner Zeitung New York World eine Spendenkampagne zur Vollendung des Projekts. Die Statue wurde in Frankreich vorgefertigt, in Einzelteile zerlegt nach New York transportiert und auf der damals Bedloe’s Island genannten Insel zusammengesetzt. Präsident Grover Cleveland weihte sie am 28. Oktober 1886, am Bartholdi-Day, ein.

Für den Unterhalt und die Verwaltung war bis 1901 das United States Lighthouse Board, die Bundesbehörde für Leuchttürme, zuständig. Anschließend übernahm das Kriegsministerium diese Aufgaben. Seit 1933 gehört die Statue zum Zuständigkeitsbereich des National Park Service. Im Jahr 1938 war sie wegen Renovierungsarbeiten erstmals für die Öffentlichkeit gesperrt. In den frühen 1980er Jahren war die Bausubstanz so stark abgenutzt, dass eine umfassende Restaurierung notwendig war. Von 1984 bis 1986 wurden die Fackel und ein großer Teil der inneren Struktur ersetzt. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und nach Hurrikan Sandy war die Statue jeweils zeitweilig geschlossen.

Planungs- und Baugeschichte

Ursprüngliche Idee

Die Idee für das Projekt der Freiheitsstatue geht auf eine Bemerkung zurück, die der französische Jurist und Politiker Édouard René de Laboulaye im Jahr 1865 machte. Bei einem Gespräch nach einem festlichen Abendessen in seinem Haus bei Versailles bemerkte der begeisterte Anhänger der Nordstaaten während des Sezessionskriegs: „Sollte ein Denkmal in den Vereinigten Staaten errichtet werden, das an ihre Unabhängigkeit erinnert, dann denke ich, dass es nur natürlich ist, wenn es durch vereinte Kräfte entsteht – ein gemeinschaftliches Werk unserer beiden Nationen.“[1]

Laboulayes Bemerkung war nicht als konkreter Vorschlag beabsichtigt, doch sie inspirierte den Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi, der beim Festessen als Gast anwesend war.[1] Angesichts des monarchistischen Staatssystems Frankreichs unter Kaiser Napoleon III., das im starken Gegensatz zu den republikanischen Idealen der USA stand, unternahm Bartholdi vorerst keine weiteren Schritte, außer die Idee mit Laboulaye zu besprechen. Stattdessen trat er an Ismail Pascha, den osmanischen Khedive von Ägypten, heran und präsentierte ihm den Plan, in Port Said am nördlichen Ende des Sueskanals einen Leuchtturm in Form einer in Roben gehüllten antiken Fellachin, die eine Fackel hochhält, zu errichten. Bartholdi fertigte Skizzen und Modelle an, die Statue wurde aber nie errichtet. Ein klassisches Vorbild für das Sues-Projekt war der Koloss von Rhodos. Diese Bronzestatue des griechischen Sonnengottes Helios soll über 30 Meter hoch gewesen sein, stand an einem Hafeneingang und hielt eine Fackel hoch, um Schiffe zu leiten.[2]

Der Deutsch-Französische Krieg, in dem Bartholdi als Major der Miliz diente, verzögerte das amerikanische Projekt weiter. Während des Krieges wurde Napoleon III. gefangengenommen und abgesetzt. Bartholdis Heimatregion Elsass ging an das Deutsche Reich verloren und in Frankreich bildete sich die liberalere Dritte Republik.[1] Da Bartholdi ohnehin eine Reise in die Vereinigten Staaten geplant hatte, kamen er und Laboulaye überein, dass die Zeit reif sei, die Idee einflussreichen Amerikanern vorzustellen.[3] Im Juni 1871 reiste Bartholdi mit einem Empfehlungsschreiben Laboulayes nach New York. Sein Blick fiel dort auf Bedloe’s Island in der Upper New York Bay. Jedes ankommende Schiff musste diese Insel passieren, weshalb sie als Standort für eine Statue geeignet schien. Die Insel war 1800 vom Parlament des Staates New York an die Bundesregierung abgetreten worden, damit dort Verteidigungsanlagen errichtet werden konnten.[4][Anm. 1] Neben einflussreichen New Yorkern besuchte Bartholdi auch Präsident Ulysses S. Grant, der ihm versicherte, dass die Verwendung der Insel als Bauplatz kein Problem sein werde.[5] Bartholdi bereiste die Vereinigten Staaten per Eisenbahn und traf sich mit zahlreichen Personen, von denen er überzeugt war, dass sie dem Projekt wohlwollend gegenüberstehen.[6] Allerdings war er besorgt darüber, dass die öffentliche Meinung beiderseits des Atlantiks noch nicht zustimmend genug gesinnt war, weshalb er zusammen mit Laboulaye beschloss, mit einer öffentlichen Kampagne noch zu warten.[7]
Bartholdi hatte 1870 ein erstes Modell seines Konzepts angefertigt. Der Sohn des Künstlers John La Farge behauptete später, Bartholdi habe die ersten Entwürfe während seines USA-Aufenthalts im Atelier seines amerikanischen Freundes in Rhode Island gezeichnet. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich entwickelte Bartholdi sein Konzept weiter.[8] Er arbeitete auch an einer Reihe von Skulpturen, die das französische Nationalgefühl nach dem verlorenen Krieg stärken sollten. Eines dieser Werke war der Löwe von Belfort, eine monumentale Skulptur aus rotem Sandstein unter der Zitadelle von Belfort. Der wehrhafte Löwe, 22 Meter lang und elf Meter hoch, verkörpert eine für die Romantik typische Emotionalität, die Bartholdi später auf die Freiheitsstatue übertrug.[9]

Aussehen, Stil und Symbolik

Bartholdi und Laboulaye berieten, wie die Idee der Freiheit am besten umzusetzen sei. In der frühen amerikanischen Geschichte gab es zwei Frauenfiguren als kulturelle Symbole der Nation. Columbia galt als Personifikation der Vereinigten Staaten, ähnlich wie Marianne in Frankreich. Sie hatte die frühere Figur einer indianischen Prinzessin abgelöst, die mittlerweile für die Amerikaner als unzivilisiert und beleidigend galt.[10] Die andere bedeutende Frauenfigur in der amerikanischen Kultur war eine Verkörperung der Freiheit, abgeleitet von der Freiheitsgöttin Libertas, die im Römischen Reich insbesondere von freigelassenen Sklaven angebetet worden war. Eine Freiheitsfigur zierte die meisten amerikanischen Münzen jener Zeit und beeinflusste zahlreiche Kunstwerke, darunter Thomas Crawfords Statue of Freedom auf der Kuppel des Kapitols. Eine Freiheitsfigur befand sich auch auf dem Großen Siegel von Frankreich.[11]

Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts, die republikanische Ideale darstellen wollten, griffen oft auf eine Verkörperung der Freiheit zurück. Bartholdi und Laboulaye vermieden aber das Bild einer revolutionären Freiheit, wie sie beispielsweise im Gemälde Die Freiheit führt das Volk von Eugène Delacroix dargestellt wird. In diesem Gemälde, das an die französische Julirevolution von 1830 erinnert, führt die entblößte und gewaltbereite Freiheit eine bewaffnete Menschenmenge an. Laboulaye hegte keine Sympathien für Revolutionen und wünschte deshalb eine vollständig bekleidete Figur in wallender Robe.[10] Anstelle des gewalttätigen Eindrucks in Delacroix’ Werk wollte Bartholdi der Statue ein friedliches Erscheinungsbild geben, weshalb sie eine Fackel als Symbol des Fortschritts tragen sollte.[12]

Crawfords Statue trug ursprünglich einen Pileus, eine Kopfbedeckung der freigelassenen Sklaven im Römischen Reich. Kriegsminister Jefferson Davis, ein Südstaatler und der spätere Präsident der Konföderierten Staaten, war besorgt, dass der Pileus auf der Statue of Freedom als Symbol des Abolitionismus verstanden werden könnte und ordnete an, ihn durch einen Helm zu ersetzen.[13] Auch Delacroix’ Freiheitsfigur trug einen Pileus, und Bartholdi überlegte sich zunächst, seine eigene Figur ebenfalls damit auszustatten. Schließlich wählte er jedoch eine Krone als Kopfbedeckung und vermied dadurch eine Anspielung auf Marianne, die immer einen Pileus trägt.[14] Die siebenstrahlige Krone ist der Gloriole antiker Helios- oder Sol-Darstellungen entlehnt. Sie symbolisiert ursprünglich die Sonne, hier aber die sieben Weltmeere und die sieben Kontinente. Zusammen mit der Fackel sollen sie die Botschaft verkünden, dass die Freiheit die Welt erleuchtet.[12]

Bartholdis frühe Modelle waren vom Konzept her alle gleich: Eine Frauenfigur im neoklassizistischen Stil, welche die Freiheit repräsentiert, trägt eine Stola und eine Pella (Kleid und Umhang, üblich bei Darstellungen römischer Göttinnen) und hält eine Fackel hoch. Das Gesicht soll nach jenem seiner Mutter, Charlotte Beysser Bartholdi, modelliert worden sein.[15] Andere Quellen bezeichnen Isabella Eugenie Boyer, die Ehefrau von Isaac Merritt Singer, als Modell.[16] Bartholdi entwarf die Figur mit einer ausdrucksstarken, unkomplizierten Silhouette.[12] Dadurch sollte sie sich gut von der Szenerie des Hafens abheben und die Schiffspassagiere würden sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrnehmen können, wenn sie sich Manhattan näherten. Er gab der Figur klassische Konturen und wandte eine vereinfachte Art der Modellierung an. Dadurch wollte er den ungeheuren Ausmaßen des Projekts und seinem feierlichen Zweck gerecht werden.[12] Bartholdi schrieb über seine Technik:

Die Oberflächen sollten deutlich und einfach sein, bestimmt durch ein mutiges und klares Design, an den wichtigen Stellen akzentuiert. Die Vergrößerung der Details oder ihre Vervielfachung ist zu vermeiden. Durch die Übertreibung der Formen, um sie klarer sichtbar zu machen, oder ihre Anreicherung mit Details würden wir die Proportionen des Werks zerstören. Schließlich sollte das Modell wie das Design einen zusammenfassenden Charakter haben, wie man es bei einem raschen Entwurf tun würde. Es ist notwendig, dass dieser Charakter das Produkt von Willensäußerung und Beobachtung ist, und dass der Künstler durch die Konzentration seines Wissens die Form und die Linie in ihrer größten Einfachheit findet.

Neben dem Wechsel der Kopfbedeckung der Statue gab es weitere Designänderungen, als sich das Projekt weiterentwickelte. Bartholdi schwebte vor, dass die Statue eine zerbrochene Kette halten solle, fand dann aber, dass dies in der Zeit nach dem Sezessionskrieg entzweiend wirken könne. Die Statue erhebt sich tatsächlich über einer zerbrochenen Kette, doch wird diese von der Robe teilweise verdeckt und ist vom Boden aus schwer wahrzunehmen.[14] Bartholdi war zunächst unschlüssig, was die Statue in ihrer linken Hand halten sollte. Seine Wahl fiel auf eine Tabula ansata als Symbol der Rechtsprechung. Er bewunderte zwar die Verfassung der Vereinigten Staaten, für die Inschrift wählte er jedoch JULY IV MDCCLXXVI (4. Juli 1776), womit er das Datum der Unabhängigkeitserklärung mit der Freiheit in Zusammenhang brachte.[18]

Rücksprachen mit der Gießerei Gaget, Gauthier & Cie. ließen Bartholdi zum Schluss kommen, dass die Verkleidung aus Kupferplatten bestehen sollte, die durch Treiben in die gewünschte Form gebracht wurden. Ein Vorteil dieses Verfahrens war, dass die Statue im Verhältnis zu ihrem Volumen leicht sein würde – das Kupfer musste nur 2,4 Millimeter dick sein. Bartholdi legte für die Statue eine Höhe von 151 Fuß und 1 Zoll (46,05 Meter) fest. Es gelang ihm, einen seiner ehemaligen Lehrer, den Architekten Eugène Viollet-le-Duc, für das Projekt zu interessieren. Viollet-le-Duc sah einen Backsteinpfeiler im Innern der Statue vor, an dem die Verkleidung verankert werden sollte.[19]

Ankündigung und erste Arbeiten

1875 hatten sich die politischen Verhältnisse in Frankreich stabilisiert und die Wirtschaft erholte sich. Das wachsende Interesse an der bald stattfindenden Centennial Exhibition in Philadelphia bewog Laboulaye, öffentliche Unterstützung zu suchen. Er präsentierte das Projekt im September 1875 und gab die Gründung der Franko-Amerikanischen Union bekannt, welche die Finanzmittel beschaffen sollte. Mit der Ankündigung erhielt die Statue einen Namen, Liberty Enlightening the World auf Englisch bzw. La Liberté éclairant le monde auf Französisch; beides bedeutet übersetzt: „Die Freiheit, die Welt erhellend“. Die Franzosen sollten die Statue finanzieren, die Amerikaner den Sockel. Die Ankündigung rief allgemein positive Reaktionen hervor, wenn auch zahlreiche Franzosen den Vereinigten Staaten die ausbleibende Unterstützung während des Kriegs übel nahmen. Französische Monarchisten lehnten die Statue ab, und sei es nur, weil der Vorschlag vom liberalen Laboulaye kam, der kurz zuvor zum Senator auf Lebenszeit ernannt worden war.[20] Laboulaye organisierte Anlässe, um das Wohlwollen der Reichen und Mächtigen zu sichern. Dazu gehörte eine Sondervorstellung am 25. April 1876 in der Pariser Oper mit einer neuen Kantate von Charles Gounod namens La Liberté éclairant le monde.
Trotz der anfänglichen Konzentration auf die Eliten gelang es der Union, Geld in allen Bevölkerungsschichten zu sammeln; zu den Spendern gehörten auch 181 französische Gemeinden. Laboulayes politische Verbündete unterstützten das Anliegen, ebenso Nachkommen der französischen Kontingente im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Zuwendungen kamen auch von weniger idealistischen Kreisen, die auf amerikanische Unterstützung beim französischen Versuch des Baus eines Panamakanals hofften. Das Kupferhandelsunternehmen Japy Frères spendete das gesamte benötigte Kupfer im Wert von 64.000 Francs. Das Kupfer soll aus einer Mine bei Visnes auf der norwegischen Insel Karmøy stammen, jedoch konnte dies nicht zweifelsfrei ermittelt werden.

Obwohl die Planungen für die Statue noch nicht abgeschlossen waren, begann Bartholdi in der Werkstatt von Gaget, Gauthier & Cie. den Kopf und den rechten Arm mit der Fackel anzufertigen.[24] Im Mai 1876 reiste er als Mitglied der französischen Delegation an die Centennial Exhibition und traf Vorkehrungen für ein riesiges Gemälde der Statue, das in New York im Rahmen der Hundertjahrfeier gezeigt werden sollte.[25] Der Arm traf erst im August in Philadelphia ein, weshalb er nicht im Ausstellungskatalog verzeichnet war. Während einige Berichte das Werk korrekt identifizierten, sprachen andere vom „kolossalen Arm“ (Colossal Arm) oder von „Bartholdis elektrischem Licht“ (Bartholdi Electric Light). Auf dem Ausstellungsgelände stand eine Reihe monumentaler Kunstwerke, die um die Aufmerksamkeit der Besucher rangen, darunter ein übergroßer Brunnen von Bartholdi.[26] Dennoch erwies sich der Arm gegen Ende der Ausstellung als beliebte Attraktion, und Besucher stiegen auf den Balkon der Fackel, um das Gelände zu überblicken. Nach Ende der Ausstellung wurde der Arm nach New York transportiert, wo er mehrere Jahre im Madison Square Park zu sehen war, bis er nach Frankreich zurückgebracht wurde, um ihn an der Statue zu befestigen.[27]

Während seiner Reise in die Vereinigten Staaten trat Bartholdi mit verschiedenen Gruppierungen in Kontakt und drängte zur Bildung eines amerikanischen Komitees der Franko-Amerikanischen Union.[28] In New York, Boston und Philadelphia bildeten sich Spendenkomitees zur Finanzierung des Fundaments und des Sockels. Die New Yorker Gruppe übernahm schließlich am meisten Verantwortung für die Spendensammlung und wird häufig als „amerikanisches Komitee“ bezeichnet.[29] Eines der Mitglieder war der damals 19-jährige Theodore Roosevelt, zukünftiger Gouverneur von New York und Präsident der Vereinigten Staaten. Am 3. März 1877, am letzten Tag seiner Amtszeit, unterzeichnete Präsident Grant eine Resolution, wonach der Präsident berechtigt war, die Statue von Frankreich entgegenzunehmen und einen Standort festzulegen. Sein Nachfolger Rutherford B. Hayes folgte Bartholdis Empfehlungen, und seine Wahl fiel auf Bedloe’s Island.[28]

Arbeiten in Frankreich

Nach seiner Rückkehr nach Paris im Jahr 1877 konzentrierte sich Bartholdi auf die Fertigstellung des Kopfes, der während der Weltausstellung 1878 gezeigt wurde. Die Spendenaktion dauerte an, unter anderem mit dem Verkauf von Modellen der Statue. Außerdem waren Eintrittskarten zur Werkstatt von Gaget, Gauthier & Cie. erhältlich, wo die Besucher die Arbeiten besichtigen konnten.[22] Die französische Regierung bewilligte eine Lotterie. Zu gewinnen gab es unter anderem einen wertvollen Silberteller und ein Terrakotta-Modell der Statue. Bis Ende 1879 kamen rund 250.000 Francs zusammen.[30]

Der Kopf und der Arm waren mit der Unterstützung von Viollet-le-Duc entstanden. Er starb im September 1879 und hinterließ keine Hinweise darauf, wie er die Verbindung zwischen der Kupferverkleidung und dem vorgeschlagenen Backsteinpfeiler bewerkstelligt hätte.[31] Im folgenden Jahr gelang es Bartholdi, die Dienste des innovativen Ingenieurs Gustave Eiffel zu sichern.[22] Er und sein leitender Konstrukteur Maurice Koechlin beschlossen, den Pfeiler aufzugeben und stattdessen einen Turm aus Eisenfachwerk zu errichten. Koechlin verwendete keine vollkommen starre Struktur, da sonst die Beanspruchung zu Bruchstellen in der Kupferverkleidung führen würde. Die Statue sollte sich leicht mit dem Wind bewegen und das Metall sich in der Sommerhitze ausdehnen können. Zu diesem Zweck konstruierte er ein Geflecht kleinerer Rahmen-Fachwerkträger, mit denen er die Tragkonstruktion und die Kupferplatten verband. Diese Träger mussten in einem arbeitsaufwendigen Verfahren einzeln hergestellt werden.[32] Zur Verhinderung von Kontaktkorrosion zwischen der Kupferverkleidung und der eisernen Tragkonstruktion ließ Eiffel die Verkleidung mit Asbest isolieren, der zuvor in Schellack getränkt wurde.[33] Der Wechsel des Materials der Tragkonstruktion von Mauerwerk zu Eisen erlaubte es Bartholdi, seine Pläne für die Montage der Statue zu ändern. Ursprünglich wollte er die Verkleidung an Ort und Stelle montieren, parallel zur Errichtung des Backsteinpfeilers. Nun entschloss er sich, die Statue in Frankreich vorzufertigen, sie in Einzelteile zerlegt in die Vereinigten Staaten zu transportieren und auf Bedloe’s Island wieder zusammensetzen zu lassen.[34]

Mit dieser Bauweise wurde die Statue zu einem der frühesten Beispiele einer Vorhangfassade, bei der das Äußere des Bauwerks nur sein Eigengewicht trägt und durch ein Tragwerk im Innern gestützt wird. Eiffel fügte zwei Wendeltreppen hinzu, um Besuchern den Aufstieg zum Aussichtspunkt in der Krone zu erleichtern. Der Zugang zur Aussichtsplattform rund um die Fackel wurde ebenfalls gewährleistet, doch die Schmalheit des Arms erlaubte nur eine schmale, zwölf Meter lange Leiter. Eiffel und Bartholdi koordinierten ihre Arbeit sorgfältig, sodass fertiggestellte Teile der Verkleidung exakt auf die Tragkonstruktion passten.[35]

Im Rahmen einer Zeremonie am 24. Oktober 1881 vernietete Levi P. Morton, damaliger amerikanischer Botschafter in Frankreich, die erste Kupferplatte an den großen Zeh der Statue.[36] Die Verkleidung wurde nicht in exakter Reihenfolge von unten nach oben gefertigt. Die Arbeiten schritten gleichzeitig an unterschiedlichen Segmenten voran, was für Besucher oft verwirrend schien. Bartholdi vergab einige Aufträge an Subunternehmer, beispielsweise entstanden die Finger gemäß seinen exakten Vorgaben in einer Kupferschmiede in der südfranzösischen Stadt Montauban. 1882 war die Statue bis zur Taille fertiggestellt; ein Ereignis, das Bartholdi mit der Einladung von Journalisten zu einem Mittagessen auf einer Plattform innerhalb der Statue feierte.[37] Laboulaye starb im Mai 1883, seine Nachfolge als Vorsitzender des französischen Komitees trat Ferdinand de Lesseps, der Erbauer des Sueskanals, an. Die vollendete Statue wurde Botschafter Morton am 4. Juli 1884 anlässlich einer Zeremonie in Paris präsentiert und Lesseps verkündete, dass die französische Regierung die Transportkosten nach New York übernehmen werde. Als die Arbeiten am Sockel genügend weit fortgeschritten waren, wurde die Statue in ihre 350 Einzelteile zerlegt und für den Transport in 214 Kisten verpackt und mit dem Frachter Isere durch stürmisches Wetter über den Atlantik transportiert.[38]

Spendenaktion, öffentliche Kritik und Errichten der Statue

Das amerikanische Komitee stieß beim Spendensammeln auf große Schwierigkeiten. Der Gründerkrach von 1873 führte zu einer wirtschaftlichen Depression, die über ein Jahrzehnt anhielt. Die Freiheitsstatue war nicht das einzige Projekt, das unter Geldmangel litt; beispielsweise zogen sich die Arbeiten am Washington Monument mit mehreren Unterbrechungen über dreieinhalb Jahrzehnte hin. Es gab Kritik sowohl an Bartholdis Statue als auch an der Tatsache, dass die Amerikaner den Sockel für dieses Geschenk finanzieren mussten. In den Jahren nach dem Sezessionskrieg bevorzugte die Öffentlichkeit realistische Kunstwerke, die Helden und Ereignisse der amerikanischen Geschichte zum Inhalt hatten, im Gegensatz zu Allegorien, wie sie in der Freiheitsstatue dargestellt werden sollten. Es herrschte auch die Meinung vor, dass Kunstwerke im öffentlichen Raum von Amerikanern gestaltet werden müssten. Dass der in Italien geborene Constantino Brumidi den Auftrag zur Ausschmückung des Kapitols erhalten hatte, rief heftige Kritik hervor, obwohl der Künstler inzwischen eingebürgert worden war. Das Magazin Harper’s Weekly meinte, Bartholdi hätte sowohl die Statue als auch den Sockel spenden können und die New York Times stellte fest: “No true patriot can countenance any such expenditures for bronze females in the present state of our finances.” (deutsch: „Kein wahrer Patriot kann bei der aktuellen Lage unserer Finanzen irgendwelche Ausgaben für bronzene Frauen gutheißen.“) Angesichts dieser Kritik unternahm das amerikanische Komitee mehrere Jahre wenig.[39]

Das Fundament für Bartholdis Statue sollte im Fort Wood gesetzt werden. Diese ausgediente Militärbasis war zwischen 1807 und 1811 auf Bedloe’s Island entstanden. Seit 1823 war sie kaum noch benutzt worden, mit Ausnahme des Sezessionskriegs, als das Militär dort ein Rekrutierungsbüro betrieb.[40] Die Tenaillierung des Festungsbauwerks hatte die Form eines elfstrahligen Sterns. Das Fundament und der Sockel wurden nach Südosten ausgerichtet, sodass Schiffspassagiere, die sich vom Atlantik her den New Yorker Hafen näherten, die Statue wahrnehmen konnten. 1881 beauftragte das New Yorker Komitee den Architekten Richard Morris Hunt mit dem Entwurf des Sockels. Hunt legte einen detaillierten Plan vor und rechnete damit, dass die Bauarbeiten etwa neun Monate dauern würden.[41] Er schlug vor, den Sockel 114 Fuß (34,75 Meter) hoch zu bauen. Mit Finanzierungsproblemen konfrontiert, reduzierte das Komitee die Höhe auf 89 Fuß (27,13 Meter).[42]

Hunts Sockelentwurf enthält Elemente klassischer Architektur, darunter dorische Portale. Die große Masse ist mit architektonischen Details fragmentiert, sodass die Aufmerksamkeit auf die Statue gelenkt wird. Bei der Form handelt es sich um eine abgeschnittene Pyramide; die Seitenlänge beträgt an der Basis 62 Fuß (18,90 Meter), an der Oberkante 39,4 Fuß (12,01 Meter). Die vier Seiten sind in ihrer Erscheinung identisch. Über den Türen auf jeder Seite befinden sich je zehn goldene Scheiben, auf denen gemäß einem Vorschlag Bartholdis die Wappen der damals 40 Bundesstaaten platziert werden sollten, was jedoch letztlich unterblieb. Darüber befindet sich auf jeder Seite ein durch Säulen eingerahmter Balkon. Nahe der Sockelspitze platzierte Bartholdi eine Aussichtsplattform, über der sich die Statue selbst erhebt. Gemäß dem Schriftsteller Louis Auchincloss „beschwört [der Sockel] schroff die Macht des antiken Europas herauf, über der sich die dominierende Figur der Freiheitsstatue erhebt“ (“craggily evokes the power of an ancient Europe over which rises the dominating figure of the Statue of Liberty”).[42] Das Komitee engagierte den früheren Armeegeneral Charles Pomeroy Stone mit der Aufsicht über die Bauarbeiten.[43] Die Errichtung des 15 Fuß (4,57 Meter) tiefen Fundaments begann am 9. Oktober 1883, die Grundsteinlegung erfolgte am 5. August 1884.[44] Gemäß Hunts ursprünglichem Konzept sollte der Sockel aus festem Granit bestehen. Finanzielle Überlegungen zwangen ihn wiederum zur Änderung seines Planes. Der endgültige Plan sah bis zu 6 Meter dicke, mit Granitblöcken verkleidete Zementwände vor. Die hergestellte Betonmasse war die bis dahin größte weltweit.[45][46] Zu diesem Zweck lieferte das deutsche Unternehmen Dyckerhoff in Amöneburg 8000 Fässer Portlandzement.[47]

Das Spendensammeln für die Statue begann 1882, und das Komitee organisierte eine große Anzahl entsprechender Veranstaltungen.[48] Die Dichterin Emma Lazarus wurde gebeten, mit der Spende eines Originalwerks zu einer solchen Veranstaltung, einer Versteigerung von Kunstwerken und Manuskripten, beizutragen. Sie lehnte zunächst ab, mit der Begründung, sie könne kein Gedicht über eine Statue verfassen. Damals war sie auch mit der Hilfe für Flüchtlinge, die vor antisemitischen Pogromen in Osteuropa geflohen waren, beschäftigt. Diese Flüchtlinge waren gezwungen, in Verhältnissen zu leben, welche die wohlhabende Lazarus nie erlebt hatte. Sie sah eine Möglichkeit, ihr Mitgefühl für die Flüchtlinge mit der Statue in Verbindung zu bringen. Daraus resultierte das Sonett The New Colossus, inklusive der symbolhaften Zeilen “Give me your tired, your poor/Your huddled masses yearning to breathe free” (deutsch: „Gebt mir eure Müden, eure Armen/Eure geknechteten Massen, die sich danach sehnen, frei zu atmen“).[49]

Selbst mit diesen Anstrengungen blieb das Spendenaufkommen hinter den Erwartungen zurück. 1884 legte Grover Cleveland, Gouverneur von New York, sein Veto gegen einen Unterstützungsbeitrag von 50.000 Dollar ein. Ein ähnlicher Versuch im Kongress, 100.000 Dollar zur Verfügung zu stellen (genug, um das Projekt abzuschließen), scheiterte im darauf folgenden Jahr, als demokratische Repräsentanten der Überweisung nicht zustimmten. Das New Yorker Komitee, das nur 3.000 Dollar auf dem Konto hatte, suspendierte die Arbeiten am Sockel, was das Projekt gefährdete. Gruppierungen in anderen amerikanischen Städten, darunter Boston und Philadelphia, boten die Übernahme der gesamten Baukosten an und forderten als Gegenleistung die Verlegung der Statue.[50] Joseph Pulitzer, Herausgeber der Zeitung New York World, kündigte eine Spendenkampagne an, die 100.000 Dollar aufbringen sollte. Er versprach, den Namen jedes Spenders zu veröffentlichen, und sei der gespendete Geldbetrag noch so klein.[51]

Als die Spenden zu fließen begannen, nahm das Komitee die Arbeiten am Sockel wieder auf. 1885 stellten die New Yorker ihren wiedergewonnenen Enthusiasmus zur Schau, als das französische Schiff Isère, das die Kisten mit den zerlegten Einzelteilen der Statue transportierte, am 17. Juni im New Yorker Hafen ankam.[52] Rund 200.000 Menschen säumten die Docks und Hunderte von Schiffen stachen in See, um die Isère willkommen zu heißen. Am 11. August 1885, nach fünf Monaten mit täglichen Spendenaufrufen, gab die New York World bekannt, dass 102.000 Dollar von 120.000 Spendern zusammengekommen seien und dass 80 Prozent der Gesamtsumme sich aus Spenden von weniger als einem Dollar zusammensetze.[53]

Trotz des Erfolgs der Spendenkampagne war der Sockel erst im April 1886 vollendet. Unmittelbar danach begann der Zusammenbau der Statue. Eiffels Eisenfachwerk wurde im Innern des Betonsockels zusammengesetzt und an Stahlträgern verankert. Danach wurden die Kupferplatten sorgfältig befestigt. Aufgrund der zu geringen Breite des Sockels war es nicht möglich, ein Gerüst aufzustellen und die Arbeiter hingen beim Befestigen der Kupferplatten an Seilen. Dennoch kam es zu keinem tödlichen Unfall.[54] Bartholdi hatte geplant, Scheinwerfer auf dem Balkon der mit Blattgold überzogenen Fackel zu installieren, um sie zu beleuchten. Eine Woche vor der Einweihung lehnte das Army Corps of Engineers diesen Vorschlag ab, da es befürchtete, die Lotsen auf vorbeiziehenden Schiffen könnten geblendet werden. Stattdessen ließ Bartholdi Bullaugen in die Fackel schneiden und die Scheinwerfer darin unterbringen.[55] Auf der Insel wurde ein kleines Kraftwerk für die Statuenbeleuchtung und andere elektrische Bedürfnisse installiert.[56] Nach der Fertigstellung der Verkleidung beaufsichtigte Frederick Law Olmsted, der Planer des Central Park und des Prospect Park, die Säuberungsarbeiten auf der Insel.[57]

Quelle: Wikipedia